Natalia Buholzer, Politbande, diskutiert mit den Teilnehmer*innen des Workshops Nürnberger Kulturhäuser neu gedacht. Foto: Yannick Hupfer
Diskussion und kreative Gestaltung, hierauf lag der Fokus des Workshops visionary cultural excursion – Nürnberger Kulturhäuser neu gedacht am Samstag, den 18. September, auf der Spiegelwiese. Die zentralen Fragen dabei: Wie kann ein neues Opernhaus für Nürnberg gestaltet werden und eignet sich das Reichsparteitagsgelände als Standort?
Eröffnet wurde die Veranstaltung mit rund 20 Teilnehmer*innen von Natalia Buholzer, einem Mitglied der Wählerinnengemeinschaft Politbande. Diese ist keine eingetragene Partei, hat derzeit jedoch einen Vertreter, Ernesto Buholzer Sepúlveda, im Nürnberger Stadtrat. Natalia Buholzer berichtete zunächst über den maroden Zustand des Opernhauses am Richard-Wagner-Platz, welches im Jahr 1905 eröffnet wurde. Ab voraussichtlich 2025 droht diesem die Zwangsschließung. Wie es dann weitergehen soll, ist bislang noch unklar. Als neuen Standort für die Spielstätte seien das Messegelände, ein altes Schöller-Areal am Nordring sowie die Kongresshalle des ehemaligen Reichsparteitagsgeländes im Gespräch.
„Die Kosten für die Baumaßnahmen liegen zwischen rund 800 Millionen bis eine Milliarde Euro“, so Buholzer. Circa 200 Millionen seien dafür allein für das Interimsgebäude notwendig, welches während der Sanierung des Opernhauses als Zwischenlösung verwendet werden könnte. Sie zweifelt, ob sich eine so große Summe für eine zeitlich begrenzte Nutzung tatsächlich lohnt und befürwortet stattdessen einen rechtzeitigen Neubaustart. Ein weiterer Vorteil wäre dabei die Möglichkeit, die Gestaltung der Oper neu zu durchdenken und sie von ihrem elitären Ruf zu befreien.
Doch ist das ehemalige Reichsparteitagsgelände hierfür der passende Ort? Im Rahmen der offenen Diskussion des Workshops wurden verschiedenste Meinungen ausgetauscht. Deutlich wurde dabei zum einen, dass die Kongresshalle nicht mehr als eine Art „Müllhalde“ dienen soll. Zum anderen zeigte der angeregte Gedankenaustausch auch, wie schwer es ist, dem historischen Areal nur eine einzige Funktion zuzuweisen. Die scheinbar benötigte Vielfalt verdeutlicht auch ein Blick in die Vergangenheit. Denn vor der NS-Zeit galt die Grünfläche rund um den Dutzendteich als beliebter Erholungsort und beheimatete sogar den alten Tiergarten der Stadt. Architektin Xiaotian Li befürchtet, dass durch einen reinen Umbau zum Opernhaus wichtige geschichtliche Aspekte verdrängt werden könnten. Das sollte nicht passieren, sondern stattdessen klar überlegt werden, welche Details in Zukunft sichtbar oder versteckt bleiben sollen.
In einem anschließenden, kurzen Vortrag stellte Künstler Babis Panagiotidis seine Sichtweise zum Umgang mit dem Reichsparteitagsgelände dar. Er versuchte das diskutierte Problem etwas zu vereinfachen. Denn „das Gebäude ist eben da“. Nun ginge es darum, dieses neu zu durchdenken und „wie ein weißes Blatt zu betrachten“, findet Panagiotidis. Genau das konnten die Workshop-Teilnehmer*innen in einer darauffolgenden kreativen Bastelrunde, organisiert von Philipp Seis und Stephanie Walter, selbst tun. Hier konnte jeder seine eigenen Ideen zur Zukunft des ehemaligen Reichsparteitags in Form von Skizzen oder Modellbauten zum Ausdruck bringen. Doch wie es mit dem Nürnberger Opernhaus und der Fläche rund um den Dutzendteich tatsächlich weitergeht, bleibt abzuwarten.
am ehemaligen Reichsparteitagsgelände in Nürnberg | Impressum & Datenschutz
am ehemaligen Reichsparteitagsgelände in Nürnberg | Impressum & Datenschutz