Am Vormittag des 24.09. führte Dr. Alexander Schmidt vom Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände Nürnberg durch den "Goldenen Saal" und das Innere der Zeppelintribüne.
Der Rundgang begann am nördlichen Teil des Zeppelinfeldes, knapp 20 Teilnehmer*innen waren erschienen, unter ihnen auch Christof Popp, Xiaotian Li und Inge Manka vom Veranstaltungsteam. Schmidt startete mit einem kurzen Update zu den geplanten Veränderungen auf dem Gelände und erklärte, dass die Tribüne inklusive dem Goldenen Saal, saniert werden soll. Der Ort ist eine der Hauptattraktionen in Nürnberg für Tourist*innen, vor allem Schiffsreisende und US-Amerikaner*innen besuchen das ehemalige Reichsparteitagsgeländein großen Zahlen.
Das ist aber nicht das erste Mal, das die Innenräume der Tribüne geöffnet werden: Bereits 1985 bis 2001 fand in den Räumlichkeiten die Ausstellung „Faszination und Gewalt“ statt. Nun soll aber auch der Rest des Geländes zugänglich gemacht werden, mit samt der Türme und Zuschauerrängen.
Die Führung startete am Hintereingang der Tribüne - dort, wo in der NS-Zeit die Ehrengäst*innen in das Innere und schließlich auf ihre Plätze auf der Tribüne gelangten. Schmidt führt die Gruppe durch ein großes hölzernes Portal in das Foyer des Gebäudes hinein: Nun stehen die Besucher*innen mitten im berüchtigten „Goldenen Saal“. Dessen Name entstand laut Schmidt allerdings erst in der Nachkriegszeit, Speer selbst benannte diesen Raum nicht gesondert.
„Der erste Blick der Menschen, die diesen Saal betreten, geht immer zuerst an die goldene Decke, doch dabei soll es nicht bleiben“, macht der wissenschaftliche Mitarbeiter des Dokumentationszentrums deutlich. Wie genau das Informationskonzept aussehen soll, steht allerdings noch nicht fest. Es soll bei der Auseinandersetzung mit der Geschichte des Gebäudes jedoch nicht nur bei der NS-Zeit bleiben, auch Relikte aus der Zeit der amerikanischen Besatzung und schließlich der Umgang mit dem Gebäude ab den 60er Jahren sollen beleuchtet werden.
Deshalb zeigt er den Interessierten auch die Nebenräume des Goldenen Saals, in einem von ihnen sind die Überreste der letzten Ausstellung inklusive einiger Exponate von damals zu sehen. In dem anderen wird man an das Konzert der "Einstürzenden Neubauten" erinnert, welches in der Eingangshalle der Zeppelintribüne stattgefunden hatte. Blixa Bargeld hatte den Raum als Garderobe genutzt und die Wand mit einer Art Graffiti versehen.
Doch diese Worte sind nicht die einzigen, mit denen sich frühere Besucher*innen am Ort verewigt haben: Denn auch amerikanische Soldaten, die nach dem Krieg ihre Besatzungszone erkundeten, hinterließen Bleistift-Notizen auf den Steinwänden.
Graffitis aus zwei Epochen: Sänger Blixa Bargeld (links) und US-Army Soldaten (rechts) verewigten sich im Gebäude. Foto: Julia Ahlfeld
Schmidt bleibt bei der Meinung, dass die Zusammenhänge der verschiedenen Zeitgeschehnisse und vor allem die Baute selbst nicht unkommentiert bleiben dürfen. Er sieht in seiner historischen Aufklärungsarbeit einen wichtigen Zugang zum Umgang mit dem Gelände.
am ehemaligen Reichsparteitagsgelände in Nürnberg | Impressum & Datenschutz
am ehemaligen Reichsparteitagsgelände in Nürnberg | Impressum & Datenschutz