Am 23. September stellte Suzana Milevska im Rahmen der International Public Summer School 2021 ihren englischsprachigen Vortrag Landscapes Without Bodies: Beyond „innocent“ toplogies“ per Videoübertragung vor. Die mazedonische Kuratorin und Kultur-Theoretikerin besprach dabei die potenziellen Möglichkeiten, wie Landschaften mit historischen Hintergründen künstlerisch aufgearbeitet werden können.
Als Beispiele nutze sie unter anderem die Überblicksschilder am Viehhofner See in Österreich. Die Designerin Catrin Bolt ließ dort Hinweistafeln zur Orientierung aufstellen. Jedoch ist darauf nicht ein aktuelles Bild zu sehen, sondern wie der Ort im Jahr 1945 aussah. Dadurch wird der, auf den ersten Blick „unschuldige“ Ort aufgedeckt und den Besucher*innen des Sees die Geschichte nähergebracht. Es befand sich nämlich an dieser Stelle im Zweiten Weltkrieg ein Zwangsarbeiterlager für hauptsächlich ungarische Juden. Ohne die Orientierungsschilder ist das jedoch nicht mehr ersichtlich.
Eine ähnliche Wirkung hat „ZU SPÄT“, ein Kunstprojekt auf dem Morzinplatz, Österreich. Der bepflanzte Schriftzug war von 2011 bis 2013 auf der Wiese zu finden und wurde von der Künstlerin Carola Dertnig und der Landschaftsgestalterin Julia Rode gestaltet. ZU SPÄT ist als Gedenken für die Verfolgung und Ermordung homosexueller und transgender Opfer während des Nationalsozialismus gedacht. ZU SPÄT weist auch darauf hin, dass der Platz noch nicht würdig genutzt wird und sich Österreich für die Aufarbeitung des Nationalsozialismus zu viel Zeit gelassen hat.
Suzana Milevska spricht auch den Umgang mit Scham und Schuldgefühlen an. Diese Gefühle werden meist negativ assoziiert: Traumatische Erlebnisse, der Verlust von etwas oder jemand Wichtigem und eine allgemeine Verletzlichkeit. Zum Ende zeigt sie ein Bild von deutschen Soldat*innen, die sich nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs Bildmaterial von Konzentrationslagern anschauen. Die Scham und Schuld ist ihnen ins Gesicht geschrieben. „Scham kann auch ein Akt der Solidarität sein, es muss nicht immer ein Akt von negativen Gefühlen sein.“, so Milevska.
am ehemaligen Reichsparteitagsgelände in Nürnberg | Impressum & Datenschutz
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