Zwei Ausstellungen, zwei Umsetzungen - ein Thema, ein Ziel. Erinnerungen erhalten. Aufklärung betreiben. Vergessen verhindern. Denn das, was dort passiert ist, darf niemals vergessen werden. Für die Instandhaltung dieser Erinnerungskultur haben sich im September letzten Jahres gleich zwei, völlig unterschiedliche Ausstellungen parallel auf dem Reichsparteitagsgelände mit dessen Geschichte auseinandergesetzt. Die Rede ist von der Interimsausstellung „Nürnberg - Ort der Reichsparteitage“ (02/2021 - voraussichtlich Ende 2023) in der Kongresshalle des Dokumentationszentrums und der Ausstellung auf der gegenüberliegenden Spiegelwiese „Bilder zum Gelände“ (09/2021). Aber auch wenn das Kernthema das Gleiche ist, so unterscheiden sie sich doch in Herangehensweise und Zielgruppe. Ist genau das das Geheimrezept um möglichst viele Menschen mit dem Thema abzuholen?
Seit Beginn der Umbauarbeiten des Dokumentationszentrums ersetzt die Interimsausstellung die alte Dauerausstellung. Hierbei richtet sie sich an gezielte Besucher der Kongresshalle in Form von großformatigen Medieninstallationen. Es ist eine Zeitreise durch die Geschichte des Reichsparteitagsgeländes vom Jahr 1918 bis heute, überliefert durch Bilder, Pläne, Filme, Dokumente und Zeitzeugnisberichte. Damit lockt sie viele Interessierte und bietet eine einzigartig persönliche Darstellung der Vergangenheit, erinnert an Bekanntes und liefert den Besucher*innen zusätzlich neue Sichtweisen, Ansätze und Teile der Geschichte.
Während es die Besucher*innen ganz gezielt in die Kongresshalle zieht, stolpert man doch eher zufällig über die Arbeiten von Studierenden auf der Spiegelwiese. Genau das scheint aber das Erfolgsgeheimnis zu sein, möglichst viele Zuschauer*innen anzulocken. Mittelpunkt dieser Ausstellung sind lange Tische, auf denen die Geschichte des Reichsparteitagsgeländes erarbeitet und durch Konfrontationen mit Meinungen von unterschiedlichsten Menschen ergänzt wurde. Hierzu haben die Ausstellungsmacher*innen das Gelände in acht Zonen unterteilt. Die Studierenden durften ihrer Kreativität in der Erforschung der Zonen und ihrer Darstellung des weiterzugebenden Wissens freien Lauf lassen. Die Konfrontation mit der Vergangenheit geht nun vor Ort auf der Spiegelwiese weiter. Man kommt hier nicht nur mit gezielten Besuchern ins Gespräch, sondern mit den unterschiedlichsten Menschen, die zufällig einen Spaziergang um den Dutzendteich machen; die neugierig sind und Interesse an dem zeigen, was auf der Wiese passiert.
Auch wenn die Art der Umsetzung des Themas beider Ausstellungen so unterschiedlich sind, haben sie eine Gemeinsamkeit: Sie sind zwei beispielhafte Möglichkeiten, wie Erinnerungskultur auf dem "Ehemaligen Reichsparteitagsgelände" erhalten bleibt und auch ins Gedächtnis zurück gerufen wird; an einem Ort, an dem zweimal im Jahr ein Volksfest stattfindet, im Sommer Tretboot gefahren wird, man den Sonntagsspaziergang unternimmt oder im Biergarten den Feierabend ausklingen lässt. Den Ort zu nutzen ist völlig legitim. Das sollte man den Bewohner*innen Nürnbergs auch nicht streitig machen. Aber umso wichtiger ist es, ein breitgefächertes Angebot zur Verfügung zu stellen um jedem das Bewusstsein für das, wofür das Gelände steht, zu schaffen. Dabei konkurrieren die beiden Ausstellungen zu keinem Zeitpunkt miteinander. Man kann eher von einer perfekten Ergänzung sprechen. Es ist gut, dass es Möglichkeiten wie die Interimsausstellung, die als Ersatz für die offizielle, bekannte Dauerausstellung dient, gibt. Sie ist vielseitig, interessant und einzigartig in ihrer Art. Aber da diese gezielt besucht werden muss, reicht es nicht aus, um vor Ort Aufklärung zu betreiben. Die öffentliche, kostenlose und aufmerksamkeitserregende Ausstellung auf der Spiegelwiese war ein wichtiger Schritt hin zu dem, was zukünftig dauerhaft stattfinden muss. Etwas, was durch den Diskurs rund um die Summer School in Gang gebracht wurde. Es ist wichtig, dass solche Angebote unterstützt, gefördert und ausgebaut werden. Vor allem in einer solch geschichtsträchtigen Stadt wie Nürnberg.
am ehemaligen Reichsparteitagsgelände in Nürnberg | Impressum & Datenschutz
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