Hannes Köhnlein und einige Teilnehmer*innen am ehemaligen Umspannwerk an der Regensburger Straße.
Foto: Julia Ahlfeld
Den zweiten Teil der Exkursion am 24.09. übernahm Hannes Köhnlein, Masterand der TH Nürnberg. Er organisierte einen Spaziergang zum ehemaligen Umspannwerk Regensburger Straße, um den Interessierten auch das ehemalige Reichsparteitagsgelände außerhalb des Kernbereichs zu zeigen.
Was vielen bestimmt noch nicht bewusst war: Der Laden der großen Fast-Food-Kette an der Regensburger Straße gehörte in der NS-Zeit auch zum Gelände auf dem die Nürnberger Reichsparteitage veranstaltet wurden. Und genau hierhin spazierten Köhnlein und die Teilnehmer*innen von der Zeppelintribüne aus. Der Absolvent gab den Spaziergehenden auf dem Weg die Aufgabe, die Umgebung genauer wahrzunehmen und darauf zu achten, welche Barrieren wortwörtlich zwischen den beiden Gebäuden liegen, die Bahnlinie der S-Bahn und der Auto- und Fahrradverkehr entlang der Hauptstraße fielen ihnen dabei am meisten auf.
Am Gebäude für die damalige Energieversorgung der Bauten und der Inszenierungen bei den Propaganda-Veranstaltungen erklärte der Leiter der Exkursion, welche Aspekte der heutigen Nutzung des Bauwerks er in seiner Masterarbeit betrachtete hatte. In der Forschungsarbeit konzentrierte er sich vor allem auf die Verlegung der Informationstafeln, die ehemals vor dem Umspannwerk standen und schließlich nach der Übernahme durch den Fast Food-Riesen auf die gegenüberliegende Straßenseite umgesiedelt worden war.
Diese Veränderung des Stadtbildes macht sich laut Köhnlein dadurch sichtbar, dass die Passant*innen die Zusammenhänge mit dem Reichsparteitagsgelände noch weniger bis gar nicht bemerken. Diesen Effekt will er auch den Anwesenden zeigen, deshalb ist der nächste Stopp auf der anderen Seite der Kreuzung auf dem Gehsteig neben der umplatzierten Info Tafel. Für seine Forschungsarbeit hatte der Masterstudent zeitweise ein riesiges Plakat direkt daneben aufgestellt, davon zeigte er den Teilnehmenden Fotos und teilte seine Beobachtungen mit ihnen: Das Plakat machte die Verkehrsteilnehmer*innen erst aufmerksam darauf, dass dort Informationen zu finden waren.
Diese Informationen betreffen allerdings noch einen weiteren unbemerkten Teil des Geländes: Die Fachwerksiedlungen gegenüber dem Umspannwerk. In den sieben Bauten im Stil fränkischer Fachwerkhäuser waren Arbeiter*innen des Reichsparteitagsgeländes untergebracht. Während des Zweiten Weltkriegs war es eine Unterkunft für Fremd- und Zwangsarbeiter sowie Kriegsgefangene. Die Häuser sind zum jetzigen Stand noch durch die Bäume am Straßenrand hindurch erkennbar, allerdings soll unmittelbar davor das Regensburger-Viertel auf dem Grundstück entstehen. Das bedeutet, zukünftig wird eine weitere bauliche Veränderung des Stadtbildes dafür sorgen, dass dieser Teil des ehemaligen Reichparteitaggeländes eventuell noch mehr in Vergessenheit gerät.
Unter den Teilnehmenden der Führung entstand nach den Erläuterungen von Köhnlein eine Diskussion, wie mit den Erinnerungsorten außerhalb des Kerngebiets einige Meter entfernt von Zeppelintribüne und -feld, umgegangen werden sollte. Einige meinten, der entstehende Wohnplatz sei so wichtig, dass man deshalb die historische Bedeutung des Grundstückes in den Hintergrund rücken lassen könne, andere wünschten sich mehr gut sichtbare Informationstafeln, die an der Straße vor den Gebäuden angebracht werden könnten.
am ehemaligen Reichsparteitagsgelände in Nürnberg | Impressum & Datenschutz
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