Beim Tagungsthema „Gestaltung von Erinnerung(sorten)“ am 23. September wurden drei Vorträge geführt. Den Anfang machte die Österreicherin Nicole Pruckermayr, die ihr Kunst,- Forschungs- und Friedensprojekt „Comrade Conrade“ vorstellte.
Angefangen hat das Projekt, welches von 2016 bis 2019 lief, durch die Conrad-von-Hötzendorf-Straße in Graz. Die Hauptstraße hat bis heute den Namen eines antisemitischen Kriegstreibers, der wesentlich für den Ausbruch des Ersten Weltkriegs verantwortlich war. Nach vierjähriger Recherche und Diskussion wurde beschlossen, den Straßennamen beizubehalten. Währenddessen ist Pruckermayrs Projekt Comrade Conrade entstanden: Eine Denkwerkstatt, Tagungen, Kunst im öffentlichen Raum und Spaziergänge über die Geschichte einiger Orte in Graz gehörten dazu. „Da waren ungefähr 200 Personen bei dem Rundgang, das war schon ein sehr positives Erlebnis. Zu wissen, zu sehen, dass es Personen gibt, die sich dafür interessieren: Was war hier und was ist hier passiert.“, so Pruckermayr.
Doktor Alexander Schmidt löste Pruckermayr mit dem Vortrag „Lern- und Begegnungsort Zeppelintribüne und Zeppelinfeld“ ab. Dabei erklärte der Historiker, der beim Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände angestellt ist, was mit dem Gelände in Zukunft passieren wird. Es soll die Zeppelintribüne geöffnet werden, man wird den Goldenen Saal betreten können als auch eine Treppe hinaufsteigen können. Es wird ein Informationspavillion nicht unweit des Feldes neu gebaut und einer der Türme wird betretbar sein. Besonders sticht heraus, dass die Hälfte des Feldes frei zugänglich sein wird - die andere Hälfte ist im privaten Besitz von Sportvereinen und somit nur beschränkt zugänglich. An zentralen Punkten des Geländes werden sogenannte Reflexionsorte sein. Was genau dabei entstehen wird, ist jedoch noch unklar. „Sie sehen, das ist ein vergleichsweise offenes Konzept. Also die Stadt zeigt sich hier wirklich von ihrer diskursiven Seite.“, so Dr. Schmidt.
Den Abschluss trug Karin Schneider vor. Die österreichische Zeithistorikerin und Kunstvermittlerin hat mit zwei weiteren Kollegen das Projekt „MemAct!“ auf die Beine gestellt. Das EU-geförderte Bildungsprojekt beschäftigt sich mit dem Holocaust. Eine der Fragen, die sie sich während des Projekts stellten, war laut Schneider: „Können wir gemeinsam mit Lehramt-Studierenden sowohl in Österreich als auch in Serbien ein Unterrichtsmodell entwickeln, das in beiden Klassenkontexten stattfinden kann?“ Dabei wirft sie in den Raum, ob die verschiedenen nationalen Sichtweisen auf dasselbe Ereignis einen gemeinsamen Nenner finden können. Das Projekt ist noch mitten im Geschehen, Ergebnisse der unterschiedlichen Arbeitsaufgaben sind im Mai oder Juni 2022 geplant.
am ehemaligen Reichsparteitagsgelände in Nürnberg | Impressum & Datenschutz
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