Grau, Architektur der 70er Jahre und auffällige Werbetafeln, das Bild verkörpert derzeit die Lorenzer Passage im Nürnberger Zentrum. Anlässlich des 50-jährigen Jubiläums des „Symposion Urbanum Nürnberg 71“ wurde aber bereits der erste Schritt getan, mithilfe von neuen Kunstwerken im öffentlichen Raum, das Stadtbild und die Passage zu verschönern. Das Kunstwerk „Modulgalerie – Kunst im Fach“ ist seit Oktober 2021 in der U-Bahn-Passage Lorenzkirche zu finden.
Am Samstagnachmittag, den 15. Januar 2022 trafen sich öffentlich die Kuratorin Susann Scholl und das Künstlerpaar Kasia und Olaf Prusik-Lutz an ihrem Kunstwerk für ein Gespräch. Die Künstler haben sich für die unbenutzten Gepäckschließfächer der 70er Jahre ein auf den ersten Blick unauffälliges Konzept einfallen lassen. Von außen betrachtet eine Reihe von Schließfächern, die zur Aufbewahrung von Taschen, Kleidungstücken und Wertsachen nützlich sind. Beim draufzugehen wird ein Hinweis zum Drücken eines grünen Knopfes ersichtlich. „Danke, dass sie den Knopf gedrückt haben, ärgern Sie sich nicht darüber, dass die Schließfächer keine Schließfächer mehr sind, aus Sicherheitsgründen konnten sie ihre Funktion ohnehin nicht mehr erfüllen, stattdessen haben sie eine neue bekommen, Modulgalerie so nennt sich dieser Ort jetzt […]“, spricht eine weibliche Person mit ruhiger Stimme.
Das Künstlerpaar setzte bei ihrem Kunstwerk auf ein interaktives Konzept, da die 48 Fächer mit einer 1 € Münze zu öffnen sind. Den Euro erhält jeder Besucher nach Besichtigung der Ausstellung und der Interaktion wieder zurück, außer der Spendenknopf wird gedrückt. Die Schließfächer sind einzelne geschlossene Objekte, die dennoch zusammenhängend sind wie bei einem Puzzle. Der Besucher öffnet das Fach, sieht ein Objekt, erhält eine Assoziation und entwickelt seine eigene Story. Beim Öffnen von einem anderen Fach kann er seine Geschichte fortsetzten. Beim näheren Betrachten des Innenraums kommen ganz unterschiedliche Arbeiten der beiden Künstler zum Vorschein. Bei der Anfertigung der Objekte, Zeichnungen und Skulpturen haben sie sich gegenseitig ergänzt. Kasia Prusik-Lutz entwickelte die Geschichten für die einzelnen Fächer. Das Besondere daran ist, dass es sich um rein visuelle Geschichten handelt.
In der U-Bahn-Passage Lorenzkirche geht es hektisch zu, Leute wollen die U-Bahn nicht verpassen oder warten ungeduldig auf ihr Essen. Insgesamt ein recht unschönes Bild, dennoch hat sich das Künstlerpaar für diesen Ort entschieden. „Wir sind taktisch vorgegangen, damit uns der Platz sicher ist“, entgegnete Kasia Prusik-Lutz. Die Künstler setzten bei ihrem Kunstwerk eher auf Zurückhaltung und die Aufwertung des Platzes. Die knalligen Pop-up-Werbeplakate dominieren in der Passage das Bild und die beiden Künstler schufen genau das Gegenteil davon. Schlicht und unauffällig ist ihr Kunstwerk. Olaf Prusik-Lutz sagt: „Lieber versteckt, dann gibt es mehr zum Entdecken.“
Die beiden Künstler sind selbst auch in den Schließfächern zu finden, als Zeichnung oder in Miniaturformat. Bei der Erstellung ihrer Arbeiten setzten die Künstler Wert darauf, ihre eigene Persönlichkeit und Person mit einzubeziehen. Susann Scholl ist positiver Ansicht darüber und sagt: „Die Künstler sind wirklich im Kunstwerk zu sehen und stellen sich damit selber aus.“
Für das Kunstprojekt haben die beiden Künstler finanzielle Unterstützung der Stadt Nürnberg erhalten. Die VAG und die Stadt Nürnberg möchte die gesamte Lorenzer Passage in den nächsten Jahren komplett umbauen lassen und haben deshalb der Entstehung eines neuen Kunstprojektes im öffentlichen Raum zugestimmt. Mit Zuschüssen, Engagement und die Lust etwas Neues entstehen zu lassen, half das Kunstprojekt von Kasia und Olaf Prusik-Lutz, die Lorenzer Passage aufzuwerten. Um der Kunst im öffentlichen Raum einen festen Bestandteil im städtischen Lebensraum zu ermöglichen. Die Ausstellung „Kunst im Fach“ kann noch bis März dieses Jahres besichtigt werden. Im Anschluss sollen weitere Künstlerinnen und Künstler die Chance erhalten, die Schließfächer als Ausstellungsfläche zu nutzen. Das Künstlerpaar agiert in diesem Fall als die Kuratoren, sie entscheiden über den Verlauf und welche Künstler in der Lorenzer Passage als nächstes ausstellen.
am ehemaligen Reichsparteitagsgelände in Nürnberg | Impressum & Datenschutz
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