Am Mittwoch den 22.09. drehte sich alles um die Geschichte der letzten 100 Jahre des Reichsparteitagsgeländes. Los ging es auf der Spiegelwiese, mit dem Fokus auf der Ausstellung der Studierenden der TU Wien, der TH Nürnberg und der Adbk Nürnberg. Während einem Rundgang durch diese wurden die Arbeiten näher beleuchtet, erklärt und diskutiert. Für Fragen und Erläuterungen standen Inge Manka von der TU Wien und Xiaotian Li von der TH Nürnberg, die diese Ausstellung zusammen mit ihren Studierenden erschufen, zur Verfügung.
Die Student*innen haben es sich zur Aufgabe gemacht, die Geschichte des gesamten ehemaligen Reichsparteitagsgeländes aufzuarbeiten und Unbekanntes so wie Vergessenes wieder ans Licht zu bringen. Gelungen ist das durch eine Aufteilung des Geländes in acht geographische Streifen, mit der großen Straßen als Orientierungsachse. Was hier schon deutlich wird: die Annahme, das Gelände würde sich auf das Areal rund um das Dokumentationszentrum, den Volksfestplatz, das Zeppelinfeld und den Dutzendteich beschränken, ist ein Irrtum. Die Inhalte der Ausstellung erstrecken sich geographisch von der Nürnberger Südstadt bis hinaus nach Altenfurt. In Gruppen erarbeiteten die Studierenden jeweils die Geschichte der Orte auf einem der acht Geländestreifen. Darunter zum Beispiel die Bedeutung des Stadtteils Langwasser während der NS-Zeit, die Rolle von großen ortsansässigen Firmen wie Siemens und Diehl oder auch von einzelnen Stadtbahnstrecken und bringen dem Besucher der Ausstellung so viele interessante und vor allem erschreckende Informationen über die Geschichte des Geländes näher. Weitere Gedankenanstöße liefert zum Beispiel eine dargestellte Assoziation zwischen Migranten und Neophyten.
Ein Besuch der Ausstellung und ein Abtauchen in die dunkle Geschichte des Areals ist absolut empfehlenswert. Es kann mit großer Sicherheit gesagt werden, dass von der genauen Analyse der Orte jeder Besucher etwas mitnehmen kann. Seien es zuvor unbekannte Informationen über die Geschichte, unbewusste Erkenntnisse, ein neues Gefühl für den Ort an dem man heute lebt oder ein wichtiger Gedankenanstoß. Für jeden zugänglich befindet sich die Ausstellung noch bis zum Ende der Summer School, bei trockenem Wetter, auf der Spiegelwiese, am süd-östlichen Ufer des großen Dutzenteichs.
Nach der Besichtigung war die Reise in die Vergangenheit aber noch lange nicht vorbei. Ein gemeinsamer Spaziergang um den Dutzendteich führte zu der Interimsausstellung „Nürnberg- Ort der Reichsparteitage“ im Dokuzentrum. Da dieses durch Umbauarbeiten derzeit nur begrenzt zugänglich ist, informiert die Präsentation in der Großen Ausstellungshalle über die Geschichte der Reichsparteitage und über das Gelände, beginnend in der Weimarer Republik bis heute. Die Interimsausstellung als solche soll auch dafür genutzt werden, viele Dinge für die folgende Dauerausstellung auszuprobieren.
Empfangen wird der Besucher an der „Prologwand“. Anstatt eines klassischen Textes, der in das Thema einführt, erfolgt eine Konfrontation mit Statements und Fragen, die sowohl stutzig, als auch neugierig auf das Folgende machen. Beim Eintreten in die Ausstellungshalle steht man direkt vor einer Projektpräsentation mit typographischen Elementen, auf der man 100 Jahre Geländegeschichte in zehn Minuten zusammengefasst verfolgen kann. Auf einem großen Tisch vor der Leinwand werden mit Hilfe von kurzen Steckbriefen die Gebäude des Geländes in ihrer aktuellen und historischen Form verglichen. Wichtig bei der Konzeption der Ausstellung war die räumliche Gestaltung, die Halle sollte sichtbar bleiben. Dementsprechend wurden die Elemente in den Raum geplant. Dies erfolgt durch mittig von der Decke hängenden Grafikwände mit jeweils dazugehörenden Ausstellungstischen. Aufgeteilt ist die Ausstellung somit in verschiedene Stationen der Geschichte des Reichsparteitagsgeländes. Nach der Projektpräsentation wird man durch die Zeit 1918 bis 1933 „Nürnberg in der Weimarer Republik- Chancen und Risiken“ geführt, anschließend folgt die Zeit der Reichsparteitage 1933 bis 1939. Danach erfolgt die Konfrontation mit dem „[das] Gelände im Krieg- Gefangenschaft, Zwangsarbeit und Deportation“ 1939 bis1945 und endet mit der Station „Kein gewöhnlicher Ort- Vom Umgang mit dem Gelände“ in der Zeit von 1945 bis 2020. Während auf den hängenden Grafikwänden die Vorkommnisse und Ereignisse der jeweiligen Zeit erläutert werden, finden sich auf den Tischen davor nähere und persönlichere Informationen und Details. Im Fokus: Die Geschichte soll nicht anhand von Propagandabildern erzählt werden, sondern durch Privatpersonen und Zeitzeugen, teilweise auch durch Menschen die die Reichsparteitage selbst besucht haben. So ziehen sich Biografiewürfel durch die gesamte Ausstellung, mit Erzählungen wichtiger Vertreter*innen der jeweiligen Zeit. Zusätzlich findet sich in einem „Nürnberg Erlebnis“ eine illustrierte Darstellung zehn verschiedener Protagonist*innen, darunter Männer, Frauen und Kinder, sowie Kritiker und Enthusiasten der Reichsparteitage mit Zitaten und Quellen über ihre persönlichen Erlebnisse.
Die Interimsausstellung ermöglicht ein detailreiches Eintauchen in die Geschichte der Reichsparteitage und des gesamten Geländes, sowie ein höchst emotionales Erlebnis durch gelungene Einbindung der persönlichen Aspekte und Geschichten.
am ehemaligen Reichsparteitagsgelände in Nürnberg | Impressum & Datenschutz
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