1935 wurden gegenüber, im damaligen „Kulturvereinshaus“, die „Nürnberger Gesetze“ durch die Nationalsozialist:innen erlassen. Sie degradierten jüdische Bürger:innen zu „Menschen minderen Rechts“. In den darauf folgenden Jahren betrafen die Gesetze immer mehr Bevölkerungsgruppen, so auch die Sinti und Roma.
Bis 1938 wurden mehr als 2000 von ihnen nach Dachau, Buchenwald und andere Konzentrationslager verschleppt. Zum Ende der NS-Diktatur verloren schätzungsweise bis zu 500.000 Männer, Frauen und Kinder der Sinti und Roma ihr Leben.
Hubertus Hess, Bildhauer und Schöpfer des Mahnmals, erhielt den Auftrag bereits 1999.
Von der Idee einer schlichten Tafel kam Hess schnell wieder ab und kreierte den stählernen Würfel, welcher nun seit über 20 Jahren still vor sich hinrostet.
Die Worte „Zum Gedenken an die Nürnberger Sinti und Roma, die Opfer des Nationalsozialistischen Völkermordes wurden“ verlaufen einmal um das Objekt herum. Die Schrift ist klein, unauffällig und filigran gehalten, präzise mit einem Laser aus dem Material herausgeschnitten. Bei Betrachtung aus dem richtigen Blickwinkel fällt das Licht durch die einzelnen Buchstaben. Ein Kontrast zum sonst massiv und düster anmutenden Würfel.
Viele Menschen kommen hier täglich vorbei, doch man kann nur spekulieren, wie viele davon das Mahnmal wirklich wahrnehmen. Das Objekt ist eher unscheinbar, kein Schild oder ähnliches verweisen auf die mahnende Botschaft. Diese wird erst für den Betrachter ersichtlich, wenn er auf den Würfel zu geht, ihn umkreist, um die Inschrift zu lesen. Man tritt fast schon symbolisch nah an die Geschichte heran und setzt sich mit ihr auseinander.
Als Kunstwerk im öffentlichen Raum ist dieses natürlich auch den unmittelbaren Umwelteinflüssen ausgesetzt. In der Vergangenheit wurde das Sinti und Roma Denkmal schon oft Opfer von Vandalismus und Verschmutzung. Sprayer haben sich verewigt, vorbeikommende Hunde sahen hier ein perfektes Plätzchen für ihr Geschäft. Hubertus Hess nimmt das relativ gelassen: „Kunst im öffentlichen Raum ist immer gefährdet, man kann als Künstler fast damit rechnen.“
Er und die Stadt Nürnberg sind hier konsequent. Gegen Hunde wurde der Würfel auf ein Podest versetzt, Graffitis werden regelmäßig entfernt, damit das Mahnmal auch weiter seine wichtige Botschaft den Menschen still vermitteln kann.
Quellen:
Interview Hubertus Hess
Bilder: Archiv von Hubertus Hess
http://www.denkmalprojekt.org/2014/nuernberg_sinti-und_roma_bay.html
https://www.bpb.de/politik/hintergrund-aktuell/68999/nuernberger-gesetze
am ehemaligen Reichsparteitagsgelände in Nürnberg | Impressum & Datenschutz
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