Außerdem wird vom ehemaligen Reichsparteitagsgelände oft als Tatort gesprochen. Wie blicken sie da drauf?“.
Alexander Schmidt: „Ich möchte mich nicht in einen Wettbewerb begeben, von wegen ‚welcher Ort ist der weltweit bedeutendste‘. Eigentlich steht das Zeppelinfeld für einen Begriff von Volk, der ausgrenzt. Der was zutiefst Unmenschliches hat. Ein Volk, das so in Nürnberg gar nicht mehr lebt und vielleicht ein Volk, von dem jetzt die AFD jetzt noch träumt, aber ein Konzept ist, dass der demokratischen Gesellschaft widerspricht. […] Wir sind keine Gedenkstätte, wir sind ein Ort eigener Qualität. Ich kenne keinen historischen Ort tatsächlich, der derartig die Chance bietet niederschwellig Menschen anzusprechen. […] Insofern machen wir es hoffentlich gut.“, erklärt Schmidt.
„Ich denke, das ist jetzt die Aufgabe, die vor uns liegt, das zu organisieren. Es ist aufwendig, es ist auch richtig Arbeit. Das ist jetzt auch nicht unbedingt mein Hauptaufgabenfeld. Ich versuche historische Inhalte zu liefern. Wir haben auch eine Stabstelle Reichsparteitagsgelände, Zeppelintribüne, Zeppelinfeld. Da müssen wir jetzt, dass was es gibt zur Diskussion zu stellen. Ich finde es schon gut, dass Fachleute- und Historiker*innen erstmal arbeiten und was zur Debatte stellen. Und das ist jetzt das Thema, ich habe mich über die Summer School sehr gefreut und hätte dem ganzen Thema gerne noch mehr Raum gegeben. […] Ich hoffe, dass ich in einem Jahr entspannt ihnen antworten kann: Schauen sie mal wieviel da schon passiert ist an Partizipation.“, sagt Schmidt.
„Es war unglaublich anstrengend. Es hat ein ganzes Jahr gedauert, bis wir da in Gespräche gekommen sind und Personen findet, die da mitarbeiten wollen. Die den Willen haben, sich drauf einzulassen, miteinander zu arbeiten. Viele stellen sich das ‚easy cheesy‘ vor, was es nicht ist. Es sind viele Runden, wie die Denkwerkstatt. Hier haben wir beispielsweise einen ganzen Tag dafür freigehalten. Dadurch, dass so viele aus verschiedenen Disziplinen dabei waren, mussten wir uns drauf einlassen einfache Begriffe zu klären, z.B. Was ist der öffentliche Raum? Der öffentliche Raum ist für eine Person aus der Kunst etwas anderes als für jemanden der im Archiv sitzt. […] Erst dann kann man darüber sprechen, dass man ein Projekt gemeinsam macht.“, erklärt Pruckermayr.
„Wir haben bisher auf dem Gelände nicht sehr viel gesehen. Es gab einige wenige Kunstaktionen auf dem Gelände. Kunst ist auch nicht immer die Lösung. Ich möchte aber, das sage ich auch ganz deutlich, gerne ab und zu Kunst sehen. […] Das haben wir in den letzten Jahren gar nicht gehabt und das muss sich ändern.“, erklärt Schmidt.
„Das bedeutet schlicht, wir wollen den Sport nicht vertreiben. D.h. die Hälfte des Feldes ist nach wie vor Sportfeld und damit eben mit den Regeln des Sportbetriebs so nicht frei zugänglich. Das Zeppelinfeld gehört nicht nur uns Historikern, er gehört allen, die auch auf diesem Platz etwas machen wollen. Er gehört seit 50 Jahren und länger auch den Sportvereinen und das finde ich in Ordnung. Von daher ist das Umgehen mit dem Gelände immer ein Aushandlungsprozess verschiedener Interessen. Ulrich Maly hat das mal ‚Zumutungsgemeinschaft‘ genannt.“, erklärt Schmidt.
„Wenn sie abends wie am Zeppelinfeld und der Tribüne Feiernde haben, die ihre Flaschen kaputt schmeißen, welche dann auf dem Sportfeld liegen, verletzen sich die Sportler. Von daher ist es zwingend, dass ein Sportfeld anders behandelt wird als ein Park oder ein öffentlicher Raum.“, räumt Schmidt ein.
„Ich denke, so wie ich es verstanden habe, es gibt dieses Feld, dass partizipativ gestaltet werden kann. Wenn dieser Lehrraum in Diskussion geworfen wird und sich Menschen und Gruppierungen melden können, wäre das großartig. Herr Schmidt, gibt es schon Meldungen?“, fragt Pruckermayr.
„Nicht, dass ich wüsste, denn wir haben auch noch nicht richtig angefangen.“, sagt Schmidt.
Wir bedanken uns bei allen Teilnehmern und herzlichen Dank.
am ehemaligen Reichsparteitagsgelände in Nürnberg | Impressum & Datenschutz
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