Herr Weiß, vielen Dank für Ihren gehaltenen Vortrag sowie Ihr Einverständnis zum Gespräch.
Was ist für Sie Kunst im öffentlichen Raum?
„Bei Kunst im öffentlichen Raum lernt man beispielsweise von französischen Philosophen der 70er und 80 er Jahre. Was ist Herrschaft, wem gehört die Stadt? Bei Organisationen wie ‚Fridays for Future‘ etc. werden Techniken entwickelt, sich Räume zu machen. Das ist eine moderne Form der Aneignung der Stadt. Es gibt einen bekannten Begriff, der heißt „Kommunikationsguerilla“, da geht es manchmal sogar über die Grenze des erlaubten hinaus.“
Wie findet man heraus, wo die Grenzen liegen?
„Man muss sich mit dem Gesetz auskennen und im besten Fall bekannte Gerichtsurteile durchlesen.“
Was hätten Sie sich für das Zeppelinfeld rückblickend gewünscht?
„Ich hätte mir gewünscht, dass die Logik des „Eisernen Vorhangs“ die dazu geführt hat, dass die Alliierten die Entnazifizierung begonnen hatten, nicht so schnell abgebrochen wäre. In den 60er Jahren hatten nämlich noch 50-60% der Professoren – davon noch wenige Frauen – eine NSDAP-Mitgliedschaft. Ich hätte mir demnach gewünscht, dass dieses Feindbild und Blockdenken nicht stattgefunden hätte und emanzipatorische Themen vermehrt angesprochen werden. Explizit für das Reichsparteitagsgelände spielt vieles mit ein aber vor allem die Re-Education.“
Finden Sie die Alliierten hätten mehr bewirken können?
„Es wurden nicht genug Leute verurteilt, weil die Alliierten zu früh mit der Entnazifizierung aufgehört hatten. Es gab damals einfach zu viele Rechts-Konservative. Wenn die Aufarbeitung nicht unterbrochen wäre aus kapitalistischen- sowie geostrategischen Gründen, wären wir vielleicht auch früher emanzipierter geworden.“
Das ganze Zeppelinfeld soll künftig eröffnet werden, wie denken Sie darüber?
Super, auf jeden Fall eröffnen! Über die Bäume können wir noch einmal sprechen, aber ich würde auf jeden Fall diese Sportfläche nicht mit einem Zaun halbieren, weil es genug Sportflächen gibt, dann kann man halt nur Frisbee spielen. Ich bin für eine ganze Eröffnung, denn der Sport ist auch nicht mehr wert als die Kunst.
am ehemaligen Reichsparteitagsgelände in Nürnberg | Impressum & Datenschutz
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