Betrachten wir ein vielseitiges Gemälde, füttern wir unser Auge mit aufregenden Details. Hören wir dem Klang der Musik zu, berauschen wir unsere Ohren mit Lauten und Melodien. Ein Film verbindet nun beide Komponenten, wodurch sich die Kraft des Audiovisuellen in unseren entstehenden Emotionen bemerkbar macht.
Die Verarbeitung schwieriger Themen in bewegten Bildern – sei es als Performance-Clip, Dokumentarfilm oder Hollywood-Blockbuster – findet darin somit ihre Erfüllung. Das Reichsparteitagsgelände und die damit einhergehende Vergangenheit des Nationalsozialismus gehört zu einer der Thematiken, die videotechnisch immer wieder aufbereitet wurde und wird. Die International Public Summer School widmet vergangenen Mittwoch hierzu einen Filmdiskussionsabend mit unterschiedlichen Redegästen.
Durch den Abend im Audimax-Hörsaal der TH Nürnberg begleitet uns Inge Manka, Universitätsassistentin am Institut für Kunst und Gestaltung. „Von der Spiegelwiese zur Interimsaustellung können wir uns so nun den Bildern nähern.“, lässt sie den bisherigen Tag noch einmal Revue passieren.
Das Anfangswort hält Ariane Jungwirth, Vertreterin der Bayerischen Architektenkammer und stellt die Notwendigkeit zum Umgang mit dem Reichsparteitagsgelände hervor: „Mit der Erkenntnis der spezifischen Historie können Veränderungen erst angemessen vorgenommen werden.“ In ihren Augen sei es das Ziel, einen öffentlichen Ort des Lernens und der Diversität zu schaffen.
Den ersten Video-Beitrag liefert anschließend Philipp Krüpe, Architekturprofessor an der Universität Stuttgart. Mit seinem Projekt „Rechte Räume“ möchte er einen Zusammenhang zwischen rechtem Denken und Baukultur herstellen. Dazu dreht er reportagenartige Clips in ausgewählten Städten oder punktuellen Standorten, die durch ihre Architektur mit rechtem Gedankengut in Verbindung gebracht werden – beispielsweise Teile Mannheims, die Autobahn am Irschenberg oder der Odeonsplatz in München.
Einen kritischen Blick gewährt nachfolgend Filmtheoretiker Drehli Robnik und präsentiert die Rolle des Spielfilms als inszenierte Geschichtspolitik. Kurze Videoclips zur jüngeren Public History des Nationalsozialismus aus berühmten Blockbustern, wie „Der Untergang“ und „Inglorious Basterds“ oder Neuerscheinungen wie „Resistance“ beleuchten seinen Vortrag. Auffällig ist hierbei das immer wiederkehrende Spannungsverhältnis zur Kunst.
Zur Kamera selbst greift Andrea Hauer als Lecture Performance-Künsterin und kreiert multimediale Provokationskunst. Ihr Vortrag zum „Visuellen Furor“ stellt die Frage in den Raum, was wir wirklich wahrnehmen. Über ihre selbstgefilmten Videosequenzen lädt sie die Lesungsgäste dazu ein, einen genauen Blick auf die Details der Kulissen zu werfen. Im direkten Vergleich stehen dazu eine Szene aus dem Fußballstadion und eine auf dem Reichsparteitagsgelände – je nachdem, wo wir uns befinden und was wir damit verbinden, nehmen wir Kleinigkeiten stärker oder schwächer wahr.
Den Filmabend beschließt der israelische Fotograf und Videocreator Gilad Baram. In seinem Dokumentarfilm „Wiedergutmachung oder what about guilt?“ stellt er seine Protagonisten vor die entscheidende Frage, ob das Reichparteitagsgelände erhalten bleiben soll oder nicht.
Ein offenes Ende auf der Suche nach einer angemessenen Lösung.
am ehemaligen Reichsparteitagsgelände in Nürnberg | Impressum & Datenschutz
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